Hausrecht ausüben durch Busfahrer

Guten Abend allerseits,

wie ich heute gegen 20 Uhr in einen Bus gestiegen bin, ist folgendes Ereignis aufgetreten:

ich stieg ein, die Leute stiegen auch an der hinteren Tür ein, also zeigte ich meine Fahrkarte nicht vor, da ich davon ausging, dass es den Busfahrer nicht interessierte. Wie ich dann vorbeigegangen bin, fragte der Busfahrer nach der Fahrkarte. Diese zeigte ich ihm selbstverständlich, jedoch gab ich den Kommentar ab, dass doch dann auch die anderen Fahrgäste nach der Fahrkarte gefragt werden sollten. Anschließend ist der Busfahrer ausgerastet und schrie mich an, was mir einfiel sowas zu sagen. Ich mache nicht seinen Job und er habe es zu entscheiden. Dann sagte ich, dass die Sache so nur keinen Sinn hat, wenn die Leute hinten einsteigen dürfen und vorne die Fahrkarte vorgezeigt werden soll. Naja, dann drohte er mir mit dem Rausschmiss. Also setzte ich mich hin, um weiteren Ärger zu vermeiden. Wie ich dann aber das Wort "Idiot" aus seinem Mund gehört habe, bin ich wieder nach vorne und fragte, was ihm einfiel mich so zu nennen. Nun hat er die Tür geöffnet und sagte, ich muss den Bus verlassen. Ich tat dies leider, da in 10 Minuten der nächste Bus kommt und ich jeglichen Ärger jetzt vermeiden wolle.

Nun meine Frage an alle, ist ein Busfahrer in der Situation berechtigt sein Hausrecht auszuüben? Ich kann mir irgentwo das nicht vorstellen, weis jedoch nicht, inwiefern man mein Verhalten dazu auslegen kann.

Lg Christian

P.S.: Kurze Einweisung, Ab 21 Uhr und An Sonn-/Feiertagen ganztägig gilt in Hamburg einstieg vorn und Karte beim Fahrer vorzeigen.

Soweit ich weiß, darf er das.

Sauerland schrieb:

Soweit ich weiß, darf er das.

So einfach dürfte das nicht sein.

Selbst Taxifahrer haben eine Beförderungspflicht. Und da wichtige Ausnahmekriterien ausgeschlossen sind (kein gültiger Fahrschein, überfülltes Fahrzeug oder schwerwiegender Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen), hat der Busfahrer zumindest überreagiert.

Freddy schrieb:

Sauerland schrieb:

Soweit ich weiß, darf er das.

So einfach dürfte das nicht sein.

Selbst Taxifahrer haben eine Beförderungspflicht. Und da wichtige Ausnahmekriterien ausgeschlossen sind (kein gültiger Fahrschein, überfülltes Fahrzeug oder schwerwiegender Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen), hat der Busfahrer zumindest überreagiert.

Ich habe da mal was bei RTL oder so gesehen, meine ich! Keine Ahnung... Kann auch falsch sein!

Nein, darf er nicht. Auch Busfahrer haben eine Beförderungspflicht. Es gibt allerdings auch (gesetzliche) Grenzen, dazu zählt allerdings nicht, dass er mit deiner Antwort bzw. Frage nicht klar kommt. Er hätte dich mitnehmen müssen und ehrlichgesagt, wenn er alle Tassen im Schrank gehabt hätte und sich wie ein Mann benommen hätte, dann hätte er dich hinsetzen lassen und sich professionell weiter auf seine Arbeit konzentrieren können. Du könntest dich theoretisch bei den Verkehrsbetrieben beschweren. Verstehen kann ich dich allerdings auch, ich hätte da auch nicht weiter rumgezankt und wäre gegangen (gerade bei 10 Min. Takt).

Hm... also ich finde solch typen sollten erst garnicht busfahrer werden... keine nerven, wie?

Ich an deiner stelle wäre geblieben und wenn er auch die Polizei hohlt... dann würde ich denen erstmal erzählen dass der mich einfach mal so beleidigt hat und nur weil man ihn darauf hingewiesen hat, das hinten auch welche eingestiegen sind...
theoretisch dürfte man dich da garnicht rauswerfen...


Aber wie Zane schon schrieb hättest du versuchen könn den zu melden... brauchst ja eigendlich nur die wagennummer? ^^

Ja, wie gesagt, solche Maßnahmen hätte ich eingeleitet, wenn das der letzte Bus gewesen wäre. Nur wenn 10 Minuten später der nächste kommt, mache ich da wenig Mackien. Wagennummer, Abfahrtszeit habe ich mir natürlich notiert, werde da am Dienstag mal anrufen. Nur ich hab keine Zeugen, daher sehe ich da wenig Erfolg drin.

Lg Christian

Ohne Zeugen ist sowas natürlich recht aussichtslos, aber manchmal hat man Glück und bekommt eine Entschädigung wie z.B. kostenloses Monatsticket ect.

Zane schrieb:

Ohne Zeugen ist sowas natürlich recht aussichtslos, aber manchmal hat man Glück und bekommt eine Entschädigung wie z.B. kostenloses Monatsticket ect.

Wo klappt denn bitte der Trick?

Also soweit ich weiß, darf ein Busfahrer rechtlich gesehn schon das Hausrecht ausüben, sprich dich rauswerfen. Aber ich denke das gefällt dem Verkehrsbetrieb bzw. dem Verbund garnicht, wenn Fahrgäste wegen solcher Gründe rausgeschmissen werden...
Wenn eure Busse Kameras besitzen, ist sicher auch eine vore auf den Kassenbereich gerichtet, die alles mit aufgezeichnet hat. Also ich hätte mich ja sofort bei den Verkehrsberieb beschwert....

LG bambusratte

Staakener schrieb:

Zane schrieb:

Ohne Zeugen ist sowas natürlich recht aussichtslos, aber manchmal hat man Glück und bekommt eine Entschädigung wie z.B. kostenloses Monatsticket ect.

Wo klappt denn bitte der Trick?

Wer sagt, dass es ein Trick ist? Ich sagte, wenn man Glück hat. Kommt auf den Verkehrsbetrieb an. Hatte ich schon in einer Zeitung gelesen, dass eine Mutte ein Monatsticket für ihre Tochter von den Verkehrsbetrieb ihres Ortes bekam, nachdem ihr Kind abends an einer Bushaltestelle nicht mitgenommen wurde. Dort konnte oder wollte man den Fahrer ebenfalls nicht ausmachen, aber aus Kolanz (laut dem Betrieb) gab es eine Entschädigung.

@bambusratte, nein, er hat kein Hausrecht in diesem Fall, er hat die Beförderungspflicht und kann den Fahrgast nicht abschmettern, weil ihm die Frage nicht passt. Das ist gesetzlich geregelt und keine Glaubensfrage.

bambusratte schrieb:

Wenn eure Busse Kameras besitzen, ist sicher auch eine vore auf den Kassenbereich gerichtet, die alles mit aufgezeichnet hat. Also ich hätte mich ja sofort bei den Verkehrsberieb beschwert....

Videos dienen zur Aufklärung von Straftaten - nicht zur Verfolgung des Fahrpersonals!!!

Auf was für Ideen manche Leute kommen...

Kinder, lest euch mal die BOKraft duch, dann könnt ihr mitreden!

Wenn ich Sätze lese wie: "in dem Fall hat er kein Hausrecht", dann rollen sich mir die Fußnägel hoch!

Mit §14, Absatz 1 ist jeder Busfahrer auf der sicheren Seite...

Tja, kommt immer drau an, wen der Fahrer vor sich hat.
Mit einer Gruppe Menschen, aus ganz gewissen "Kulturkreisen", hätte er das mit größter
Sicherheit nicht gewagt.
Da hätte er fein seine Klappe gehalten und wenn nicht, dann wäre es für ihn böse
ausgegangen.
Großes Maul gegen jene, die ruhig sind und niemandem etwas tun.

Ich denke er hat Hausrecht und kann Dich rauswerfen.
Andere Fahrgäste mischen sich i.d.R. sowieso nicht ein.
Ein Großteil der Gesellschaft hat den Gerechtigkeitssinn verloren
und der andere Teil besaß ihn nie.

Halt die Ohren steif und lass´ Dich nicht unterkriegen !

Zitat :

§14 Verhalten der Fahrgäste
(1) Die Fahrgäste haben sich bei der Benutzung der Betriebsanlagen und Fahrzeuge so zu verhalten, wie es die Sicherheit und Ordnung des Betriebes und die Rücksicht auf andere Personen gebieten. Anweisungen des Betriebspersonals ist zu folgen.

Ich denke, du beziehst dich auf den letzten Satz?

Ich beziehe mich allerdings z.B. darauf:

http://www.personenverkehr.eu/Konzessionsrecht/Strassenpersonenverkehr/Befpflicht_Strasse.htm

Der letzte Satz sagt imho nicht aus, dass der Fahrer nach Lust und Laune rausschmeißen darf.

Er hat definitiv Hausrecht. Ob angebracht oder nicht. Der Beschwerdeweg, oder der Rechtsweg steht natürlich trotzdem jedem frei. Da die Verehrsbetriebe aber wahrscheinlich täglich Beschwerden kriegen von "guten" Fahrgästen über "böse" Busfahrer, dürfte der Vorfall keine Folgen haben.

Im Zweifelsfall kann man sagen: die Beförderungsbedingungen regeln klar dass man nach 21 Uhr nur vorne einsteigt. Dies hast Du nicht getan, somit wirds schwierig. Wenn Du als PKW-Fahrer rausgewunken wirst wegen 15 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit, kannst Dich ja auch nicht rausreden mit "die anderen sind aber noch schneller gefahren".

Klar, wie der Busfahrer Deiner Beschreibung nach reagiert hat ist übertrieben und alles andere als serviceorientiert. Aber erwarte keine Konsequenzen in der Sache. Runterschlucken und vergessen.

1. habe ich nirgendwo das Verhalten des Fahrers gut geheißen.
2. kann er rauschmeißen, über die Rechtmäßigkeit urteilen Gerichte
3. steht im PBefG nicht, mit welcher Fahrt ein Fahrgast befördert werden muss

Dieser Schlupfwinkel hat schon mehrere Gerichte zum Verzweifeln gebracht...

Dann sind die gesetzlichen Bestimmungen aber ziemlich widersprüchlich oder? So Beförderungspflicht und muss auch ausgeübt werden, wenn keine großen Sachen dagegensprechen und andererseits soll man jeglichen Anordnungen Folge leisten?

Zane schrieb:

... dass eine Mutte ...

Da mir nicht bekannt ist, was eine Mutte ist, frage ich mich doch jetzt tatsächlich, welchen Buchstaben du verwechselt hast. Ich hoffe, dass es das "e" ist (oder ein "r" vergessen)...

Staakener schrieb:

Zane schrieb:

Ohne Zeugen ist sowas natürlich recht aussichtslos, aber manchmal hat man Glück und bekommt eine Entschädigung wie z.B. kostenloses Monatsticket ect.

Wo klappt denn bitte der Trick?

Das klappt heutzutage doch bei vielen Unternehmen. Du brauchst als Kunde (bei Verkehrsunternehmen hieß das früher mal "Fahrgast", heute ist man überall "Kunde") bloß ein bisschen rumheulen, und schon kriegst du 'nen Gutschein oder ähnliches.

B-V 1940 schrieb:

Das klappt heutzutage doch bei vielen Unternehmen. Du brauchst als Kunde (bei Verkehrsunternehmen hieß das früher mal "Fahrgast", heute ist man überall "Kunde") bloß ein bisschen rumheulen, und schon kriegst du 'nen Gutschein oder ähnliches.

Das ist mir natürlich wohl bekannt, aber ne Monatskarte halte ich für übertrieben...

B-V 1940 schrieb:

Zane schrieb:

... dass eine Mutte ...

Da mir nicht bekannt ist, was eine Mutte ist, frage ich mich doch jetzt tatsächlich, welchen Buchstaben du verwechselt hast. Ich hoffe, dass es das "e" ist (oder ein "r" vergessen)...

Das bleibt jetzt der Phantasie jeden einzelnen Users überlassen... "r" wars natürlich

Edit: Bei uns kostet eine Monatskarte für innerstädtische "Reisen" 30€ - 35€, wie viel es dort war weiß ich nicht, aber wenn es ähnlich viel war, dann halte ich das nicht für übertrieben.

Zane schrieb:

Dann sind die gesetzlichen Bestimmungen aber ziemlich widersprüchlich oder? So Beförderungspflicht und muss auch ausgeübt werden, wenn keine großen Sachen dagegensprechen und andererseits soll man jeglichen Anordnungen Folge leisten?

Richtig. Der Kunde ist König, aber der Kaiser sitzt vorne links.

Man darf auch nicht vergessen, dass da vorne ein Mensch sitzt, der vielleicht schon 8 Stunden unter Stress steht und auch mal überreagieren kann.
Passend zur Jahreszeit: Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein (und mit Jahreszeit meine ich nicht den 1. Mai!).

Staakener schrieb:

Man darf auch nicht vergessen, dass da vorne ein Mensch sitzt, der vielleicht schon 8 Stunden unter Stress steht und auch mal überreagieren kann.

Genau. Und hat man dies im Hinterkopf kann man auch als Fahrgast in einer solchen Situation es einfach mal hinnehmen, sich hinetzen, innerlich ärgern und am nächsten Tag vergessen. Denn schnell kann sowas unnötig eskalieren (ich meine nicht unbedingt Gewalt, aber unnötiger Streit). Wenn der Fahrer tatsächlich häufiger so über-reagiert, wird er früher oder später Probleme bekommen. Vielleicht war es aber eben nur ein Ausnahmefall, der eben menschlich ist.

Hallo zusammen,
Ich würde mal sagen der Fall ist so:
Der Busfahrer unterliegt der Beförderungspflicht. Solange der Fahrgast nicht alkoholisiert ist, Fahrgäste und Fahrpersonal nicht belästigt, bedroht oder beleidigt wird, und man nicht in den Fahrplan eingreift
muss er einen Fahrgast befördern. Man kann seine Meinung beim Busfahrer äußern ohne das es zu Konsequenzen kommt. Beschwerden gegen das Fahrpersonal sollten im besten Fall direkt an den Verkehrsverbund oder an den Verkehrsbetrieb gerichtet werden.
Stand: Ausbildung zum Fahrgastbetreuer.

Staakener schrieb:

Man darf auch nicht vergessen, dass da vorne ein Mensch sitzt, der vielleicht schon 8 Stunden unter Stress steht und auch mal überreagieren kann.
Passend zur Jahreszeit: Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein (und mit Jahreszeit meine ich nicht den 1. Mai!).

Das vergesse ich durchaus nicht. Nur als Fahrgast muss man sich glaub ich nicht bieten lassen, dass man von jemanden beleidigt wird, der von ihm bezahlt wird. Natürlich steht ein Busfahrer 8 Stunden lang unter Stress, aber jeder ist seines Schicksals Schmied. Wenn er damit nicht umgehen kann nach 7 1/2 Stunden freundlich zu bleiben, sollte er sich wohl Gedanken über einen anderen Job machen. Schließlich hat es ja auch seine Gründe, dass ich von diesem Job in der Realität nichts halte.

Lg Christian